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KOPHIS: Kontexte von Pflege- und Hilfsbedürftigen stärken

Die Anzahl der pflege- und hilfsbedürftigen Personen in unserer Gesellschaft nimmt bedingt durch die demographische Entwicklung stetig zu. Viele dieser Personen werden von Angehörigen oder ambulanten Pflegekräften im heimischen Umfeld versorgt. In Extremwetterlagen oder anderen Katastrophenlagen, besteht die Gefahr, dass diese Menschen nicht versorgt werden, da z.B. Pflegekräfte sie nicht mehr erreichen können. In derartigen Situationen oder auch bei notwendigen Evakuierungen, stehen Rettungskräfte vor der Frage, welche Personen in der Umgebung Hilfe benötigen und wer die Evakuierung oder Versorgung unterstützen kann. Daher sollten in diesem Projekt Netzwerke aus Behörden, Pflegeinfrastrukturen, Angehörigen und aktiven zivilgesellschaftlichen Akteuren aufgebaut und gestärkt werden. Hierzu wurden die Bedürfnisse der betroffenen bzw. betreuenden Personen ermittelt und Unterstützungskonzepte sowie Informationsmaterialien erarbeitet.

Versorgung pflegebedürftiger Menschen
© Robert Kneschke/Fotolia.com

Pflege- und hilfsbedürftige Menschen, die in ihrem Zuhause versorgt werden, sind in Krisen oder Katastrophenlagen oft auf fremde Hilfe angewiesen. Ob Hochwasser oder Evakuierung – der Katastrophenschutz und der Pflegebereich sind mit Blick auf diese Bevölkerungsgruppe besonders gefordert und müssen enger zusammenarbeiten. In dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt KOPHIS wurden hierzu Lösungsvorschläge entwickelt. Auf die steigende Zahl von zu Hause versorgten Menschen mit Pflege- und Hilfsbedarf sind der Katastrophenschutz wie auch der Pflegebereich in Krisen und Großschadenslagen nicht ausreichend vorbereitet. Das zeigen Einsatzerfahrungen aus Hochwasserlagen und Evakuierungen. Daher ist eine stärkere Vernetzung vor Ort sowie eine Sensibilisierung für diese Herausforderung notwendig.

Menschen, die Zuhause gepflegt werden, kommt eine stärkere Verzahnung von Katastrophenschutz, Pflegeinstitutionen sowie von zivilgesellschaftlichen Akteuren – wie Vereine, Nachbarschaftsinitiativen oder Kirchengemeinden – in Krisen zugute. Im Rahmen von KOPHIS wurden in der Modellregion Willich in Nordrhein-Westfalen „Runde Tische“ durchgeführt, zu denen Vertreterinnen und Vertreter aus allen relevanten Bereichen eingeladen werden. Die Runden Tische förderten den Austausch und konnten nach Projektende als reguläres Unterstützungsnetzwerk weitergeführt werden. Im Projekt wurden dazu ein Konzept für den Aufbau eines solchen Unterstützungsnetzwerkes, eine Netzwerkarte sowie ein technisches Kommunikationskonzept entwickelt.

Oft ist die besondere Gefährdung von zu Hause versorgten Menschen mit Pflege- und Hilfsbedarf in Krisen und Großschadenslagen nicht bekannt. Ziel des Projekts war es, alle Beteiligten für das Thema zu sensibilisieren, einen Leitfaden für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben zur Sicherstellung der Pflege zu entwickeln sowie Handlungsempfehlungen zu formulieren, wie die Bevölkerung einbezogen werden kann. Broschüren und Ereigniskarten wenden sich auch direkt an mögliche Betroffene und geben nützliche Hinweise für den Krisen- und Katastrophenfall, aber auch für den Alltag. Denn so kann das Interesse für Notfallvorsorge gesteigert werden. Eine Schulung wendet sich an pflegende Angehörige. Dabei wurde zur Sensibilisierung ein „Sicherheits-Bingo“-Spiel eingesetzt, das neben allgemeinen Notfallvorsorgemaßnahmen spielerisch Tipps vermittelt, die für Menschen mit Pflege- und Hilfsbedarf nützlich sein können. Die Konzepte und Hilfsmaterialien wurden in der Modellregion im Austausch mit Menschen mit Pflege- und Hilfsbedarf und pflegenden Angehörigen in „Dialogforen“ entwickelt.

KOPHIS wurde vom Deutschen Roten Kreuz koordiniert und gemeinsam mit den Forschungspartnern, dem Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen, der Katastro-phenforschungsstelle (KFS) der Freien Universität Berlin, dem Institut für Arbeitswissenschaften und Technologiemanagement (IAT) der Universität Stuttgart und dem Zentrum für Telemedizin Bad Kissingen (ZTM) durchgeführt. Das Projekt wurde vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“  bis April 2019 gefördert. Die Erkenntnisse aus dem Projekt wurden in einem 2019 erscheinenden Sammelband veröffentlicht.

  

   

Weitere Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen: 13N13869 bis 13N13873

Projektlaufzeit 02/2016 - 04/2019

Projektumriss KOPHIS (PDF, 68KB, Datei ist nicht barrierefrei)

   

Abschlussberichte der Teilvorhaben:

Teilvorhaben  13N13869: Übergreifende Netzwerke und Partizipation (Deutsches Rotes Kreuz e.V., Berlin)

Teilvorhaben 13N13870: Analyse der Informationsprozesse und Dienstleistungen (Universität Stuttgart)

Teilvorhaben 13N13871: Ethische und rechtliche Aspekte der Versorgung im Krisenfall (Eberhard Karls Universität Tübingen)

Teilvorhaben  13N13872: Strukturen, Bedarfe und Resilienz der Pflege in Privathaushalten im Krisenfall (FU Berlin)

Teilvorhaben  13N13873: Technische Unterstützung für die Versorgung im Krisen- und Katastrophenfall (ZTM Bad Kissingen GmbH, Bad Kissingen)