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Hochwasser 2013: Untersuchungen zur Bewältigung des Hochwassers im Juni 2013

Im Jahr 2002 verursachte das Elbehochwasser Schäden im Wert von 11,6 Milliarden Euro. Seitdem wurde das Risikomanagement durch neue Schutzmaßnahmen und Gesetzesgrundlagen ausgebaut. Im Projekt Hochwasser 2013 haben Forscherinnen und Forscher die Parallelen und Unterschiede zwischen den Überschwemmungen von 2002 und 2013 untersucht. Dabei konnte die Wirksamkeit der neuen Maßnahmen weitgehend bestätigt werden. Außerdem wurden neue Einflüsse wie der Klimawandel, veränderte Landnutzung, ökonomische Entwicklungen und demografischer Wandel identifiziert sowie Potenziale für die weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes aufgezeigt.

Hochwasser in Sachsen-Anhalt im Juni 2013
Hochwasser in Sachsen-Anhalt im Juni 2013 © iStockphoto.com/coramueller

Extreme Wetterereignisse nehmen in Mitteleuropa zu. Tagelanger Starkregen kann viel Schaden anrichten: Häuser, Straßen und Wirtschaftsflächen werden überflutet, Betriebe müssen ihre Arbeit unterbrechen. Das Hochwasser an Elbe, Donau und Nebenflüssen im August 2002 verursachte Schäden in Höhe von mehr als 11 Milliarden Euro. Im Juni 2013 traten die Flüsse wieder über die Ufer. Diesmal entstanden Kosten von etwa sechs Milliarden Euro. Deshalb drängt sich die Frage auf: Wie können wir die Auswirkungen von Überschwemmungen verringern? Dazu hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Oktober 2013 ein Forschungsprojekt gestartet, das am 19. Februar 2015 in Berlin seine Ergebnisse präsentiert.

In dem Forschungsprojekt „Untersuchungen zur Bewältigung des Hochwassers im Juni 2013“ haben die Universität Potsdam und das Deutsche Komitee für Katastrophenvorsorge e. V. ermittelt, wie sich der Schutz vor Überflutungen zwischen den Ereignissen in den Jahren 2002 und 2013 entwickelt hat. Unter der Leitung der Geoökologin Prof. Dr. Annegret Thieken wurde analysiert, welche Maßnahmen 2013 dazu beigetragen haben, Schäden zu verringern und wo noch optimiert werden kann. Dazu wurden unter anderem Betroffene, wie Anrainer, Behörden, Hilfsorganisationen und Versicherer befragt.

Eine Beobachtung des Forscherteams ist: Die großen Schäden nach 2002 haben für einen Wendepunkt im Hochwasserschutz gesorgt. Vielerorts wurde damit begonnen, Deiche und Mauern zu verstärken. Auch die gesetzlichen Grundlagen für präventive und vorsorgende Strategien wurden ausgebaut. Dies betrifft zum Beispiel die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten, in denen keine neuen Gebäude errichtet werden dürfen.

Trotzdem konnten 2013 Schäden in Milliardenhöhe nicht verhindert werden. Wie das Forscherteam um Frau Prof. Thieken herausgefunden hat sind tatsächlich die vielfältigen Möglichkeiten, beim Wiederaufbau die Hochwasservorsorge systematisch zu stärken, noch nicht ausgeschöpft.

Deswegen sind die Empfehlungen des Forschungsprojekts breit gefächert: Für Kommunen und Länder biete es sich an, bei neuen Maßnahmen die Erfahrungen der lokalen Bevölkerung früher als bislang in Planungsverfahren einzubeziehen. Die Deiche sollten noch regelmäßiger überprüft werden. Gleichzeitig seien deutlich mehr Überflutungsflächen zu schaffen und von Bebauung freizuhalten. Auch Umsiedlungen sollten im Einzelfall in Betracht gezogen werden.

Eine wichtige Ergänzung zur Hochwasservorsorge der öffentlichen Hand ist die private Vorsorge. Was können Bürgerinnen und Bürger, die in hochwassergefährdeten Gebieten leben, konkret tun? Die Vorsorge beginnt schon beim Bauen und Umbauen. Anrainer können wasserresistente Baumaterialien verwenden, auf einen Keller verzichten sowie Absicherungen für Fenster und Türen anschaffen. Heizungsanlagen sollten in obere Stockwerke verlagert werden. Sind Heizöltanks überflutet, verschmutzen sie Häuser und Umwelt. Dies lässt sich durch eine spezielle, aber vergleichsweise günstige Sicherung vermeiden. Ebenso helfen Rückstausicherungen für Abwasserkanäle sowie Pumpen, Schäden zu verringern. Insgesamt könnte eine private Bauvorsorge Hochwasserschäden auf bis zu 50 Prozent reduzieren.

Aus den Umfragen des Forschungsprojekts ging hervor, dass viele Bürgerinnen und Bürger diese Maßnahmen noch nicht kennen. Mit verstärkten Informationen zur Eigenvorsorge und zur Vorbereitung auf akute Krisensituationen könnte viel erreicht werden. Dabei geht es etwa um Fragen, wie: Was muss zuerst ausgeräumt werden, wenn das Wasser kommt? Wo erhalte ich aktuelle Informationen zu den Wasserständen?

Fazit: Der langfristige Erfolg ist aus Sicht des Forschungsprojekts vor allem davon abhängig, wie die Aktivitäten von Bürgerinnen und Bürgern, Kommunen, Ländern und Bund erfolgreich zusammengeführt werden. Aufklärung sowie gemeinsame langfristige Maßnahmen und die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten helfen, Schäden bei Hochwasser zu verringern.

   

Weiterführende Informationen zum Verbundprojekt

Förderkennzeichen  13N13016 und 13N13017

Projektlaufzeit 10/2013 - 09/2014

Projektumriss Hochwasser_2013 (PDF, 285KB, Datei ist nicht barrierefrei)

   

Abschlussberichte der Teilvorhaben:

Teilvorhaben 13N13016: Die Ereignisbewältigung durch die Länder und Einsatzorganisationen im Vergleich zum Hochwasser 2002 (Deutsches Komitee für Katastrophenvorsorge e.V., Bonn)

Teilvorhaben 13N13017: Potentielle und tatsächliche Schadensminderung durch Vorsorge und Frühwarnung (Universität Potsdam)